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ground study N°3: Rosenheim-Salzburg Schienenersatzverkehr

Aktualisiert: 3. Nov.

Samstag, 2. November 2024 um 8 Uhr morgens, das Abenteuer beginnt. #Zugfahrt Rosenheim nach Wien, pardon: Autofahrt nach Prien, #Schienenersatzverkehr nach Freilassing, S-Bahn nach Salzburg HBF, schließlich mit der #Westbahn nach Wien.

Also eine längere Geschichte.

Wir fuhren mit viel Puffer – man weiß ja nie – von Rosenheim nach Prien. Autobahn fast leer, daher Ankunft auch viel zu früh. Am Schalter fragte ich, wo der Schienenersatzverkehrs-Bus nach Freilassing steht. Und da ich zeit hatte, fragte ich auch, warum dieser nicht gleich von Rosenheim nach Salzburg Hbf führe. Antwort: Der Bus dürfe von der Regierung aus nicht nach Österreich fahren. Alles klar, vielen Dank!

Der Busfahrer sowie sein Kollege sprachen kaum deutsch, so dass sie die vielen Fragen der Fahrgäste nicht alle beantworten konnten. Außerdem stellte es sich heraus, dass sie aus der Region Stuttgart hierher bestellt wurden, sich hier also null auskannten.Sie tippten beide in ihrem Navi und suchten die Strecke raus.

Langsam füllte sich der Bus, übrigens kein Reise-, sondern ein Linienbus. Es wurde also richtig eng. Und fahrlässig obendrein, weil wir ja auf die Autobahn müssen. Laut Fahrplan würde er dort „über Traunstein“ dann auf der Landstraße über Teisendorf nach Freilassing fahren, und das in eineinhalb Stunden.

Der Bus fuhr flott im Verkehrsfluss der Autobahn. So schnell, dass irgendwann schon Reichenhall an uns vorbeizog und die deutsch-österr. Grenze zu sehen war. Wir passierten also sämtliche Ausfahrten, sowohl die nach Traunstein als auch die letzte Möglichkeit, auf deutschem Gebiet nach Freilassing zu kommen. Und schwupps, waren wir in Österreich.

Die ersten Fahrgäste wurden nervös, vor allem die, die nach Traunstein mussten, denn nun wurde klar, dass der Busfahrer das Pferd von hinten aufzäumt und erst nach Freilassing und dann auf der Rückfahrt Teisendorf und Traunstein anfahren würde. Im Zeitplan lagen wir gut. Doch als er sogar Salzburg Mitte fast verpasst hätte, wo auch die allerletzte Ausfahrt nach Freilassing ist, mussten wir einschreiten und riefen: Sie müssen rausfahren! Zum Glück folgte er.

Landstraße nach Freilassing. Vor uns: die deutsche Grenze, Blaulicht, Stau. Die Zeit wird langsam knapp. Wie durch ein Wunder löst sich die Grenzkontrolle unmittelbar vor uns auf, die Schleusen sind offen, und wir fuhren zügig Richtung Ziel. Plötzlich Vollbremsung: ein Radfahrer biegt rechts ab, unser Vordermann muss bremsen und, tja, unser Busfahrer aus dem Schwäbischen war zu dicht dran. Taschen fliegen durch die Luft, zum Glück keine Menschen, und auch die nun schreienden Kinder können schnell beruhigt werden. Ein Mann aus dem Ruhrpott fragt mich: ist das hier immer so?

Doch man muss ihm sagen: das liegt nicht an Bayern, sondern an der Deutschen Bahn. Mehr dazu später.


Ankunft Freilassing Bahnhof. Aber wo ist das Gleis nach Salzburg? Auskunft am Schalter: da hinten. Ein ganzer Troß folgt seinem Fingerzeig, der aber in die falsche Richtung deutet. Nervös und zunehmend in Eile machen alle wieder Kehrt. Ach, da hinten. Kein Schild, kein Mitarbeiter, dröhnende Rollkoffer und verwirrte Touristen auf einem Baustellenbahnhof. Verwünschungen und derbe Flüche auf den Service (den man auch bezahlt hat) werden laut. Doch wir schaffen es, wir sitzen alle in der völlig überfüllten S2 nach Salzburg. War auch wichtig, denn die nächste fährt erst wieder in 40 Minuten.

Salzburg Hbf. Angenehme Ruhe. Die @Westbahn steht am am gleichen Bahnsteig bereit. Frage an die Crew: Können wir auch den Zug nehmen? Klar, kein Problem. Die Frage wird von drei Mitarbeiter*innen beantwortet. Das ist Über-Service. Im Zug bekommen wir vom Schaffner noch einen Aufkleber geschenkt. Er sagt, ihm mache die Arbeit hier so viel Spaß, den will er an die Fahrgäste weitergeben.


[edit, 3.11., nach Rücksprache mit der Deutschen Bahn, die uns darauf hingewiesen haben, dass nicht sie, sondern die Betreiberfirmen, in diesem Fall die TransDev und die Bayerische Regiobahn (BRB) dafür verantwortlich sind]


Liebe Betreiber, liebe Deutsche Bahn,

Wenn eine Strecke wegen Sanierung gesperrt und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden muss, muss der auch funktionieren. Mit kundigen Fahrern aus der Region, in sicheren Bussen und unter Einhaltung der Route. Und vor allem sinnvoll muss er sein. Rosenheim-Salzburg direkt, nicht Prien-Freilassing. Und an den Bahnhöfen braucht es gute #Wegweiser, Servicemitarbeiter*innen und viel mehr #Zeitpuffer. Sonst braucht ihr sowas gar nicht mehr machen.


Natürlich baden hier die beiden Betreiberfirmen das aus, was die Deutsche Bahn bzw. die deutschen Verkehrsminister seit Jahrzehnten sträflich verabsäumt haben: Streckensanierung, -ausbau und Kommunikation. Aber die Ausgestaltung des Schienenersatzverkehrs obliegt in diesem Fall den Betreibern der Strecke.


Somit lastet die Verantwortung für diese Sauerei bei allen genannten Beteiligten.



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